Treibhausgase
Ursache der Erderwärmung und Klimaschutzziele
Treibhausgase halten einen Teil der Wärmestrahlung zurück, die sonst von der Erde ins Weltall entweichen würde. Jahrtausendelang bewegte sich die Konzentration der Treibhausgase in einem bestimmten Bereich und hielt das Erdklima weitgehend stabil: Eis am Nord- und Südpol, Gletscher, Regenwälder und gemäßigte Klimazonen, in denen sich unsere Zivilisation entwickeln konnte.
Seit Beginn der Industrialisierung zerstört der Mensch das empfindliche Gleichgewicht: Wir stoßen zusätzliche Treibhausgase aus. Diese sammeln sich in der Atmosphäre an, die Erde erwärmt sich immer weiter.
Das Problem wurde über Jahrzehnte verschleppt, so dass wir nun kaum noch Zeit haben. Die Menschheit muss die Emissionen innerhalb weniger Jahre stark reduzieren und bis 2040 klimaneutral werden.
Lesen Sie auf dieser Seite, woher die Emissionen kommen, wieviel Treibhausgase unsere Erde noch "verträgt" und was konkret zu tun ist.
Bild: Kohlekraftwerk Niederau: Wikimedia Commons, Vogone, derivate work of Alchemist-hp / CC BY-SA
Fossile Energie – Droge der Industrialisierung
Das Treibhausgas mit dem größten Anteil an der Erderwärmung ist Kohlendioxid, also CO2. Es reichert sich seit Beginn der Industrialisierung in der Atmosphäre an, weil wir in großem Stil fossile Energieträger wie Öl und daraus hergestellte Kraftstoffe, sowie Gas und Kohle verfeuern. Die Zahlen findet man schnell z.B. in Wikipedia:
Diagramm: Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre lag über Jahrtausende zwischen 180 und 300 ppm (Parts per million). Seit Beginn der Industrialisierung hat sie sich drastisch erhöht – bis heute auf rund 410 ppm, fast das 1,5-fache. Soviel gab es zuletzt von einigen Millionen Jahren.
Zum CO2 aus Verbrennung kommen noch weitere Treibhausgase:
- Methan (rund 16,4% Beitrag zum Treibhauseffekt, gelangt vor allem aus Tierhaltung und aus Lecks bei Gasförderung und -transport in die Atmosphäre. Wirkt als Treibhausgas innerhalb von 20 Jahren 85 mal stärker als CO2, auf 100 Jahre gerechnet immer noch 33 mal stärker)
- Lachgas (rund 6,4% Beitrag zum Treibhauseffekt; schädigt zudem massiv die Ozonschicht, wird v.a. bei Viehhaltung, Anbau von Tierfutter und Ölsaaten z.B. für Biokraftstoffe, aber auch bei der Überdüngung von Böden z.B. durch Ausbringen von zu viel Gülle freigesetzt)
- Abholzung und Brände sorgen zusätzlich dafür, dass der CO2 -Gehalt ansteigt: 11 % des weltweiten CO2-Emissionen gehen darauf zurück.
Weltklimarat und Pariser Abkommen
2014 legte der Weltklimarat (IPCC) einen detaillierten Bericht vor, der nach bestem Stand der Wissenschaft aufzeigte, wieviel zusätzliche Treibhausgase die Menschheit insgesamt noch ausstoßen durfte, um einen fatalen Dominoeffekt (siehe "Was droht uns") wahrscheinlich noch zu verhindern: Das CO2e-Budget.
Ende 2015 vereinbarten 197 Staaten in Paris die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf möglichst unter 1,5° und auf jeden Fall deutlich unter 2 °C. Die Staaten verpflichteten sich auf verbindliche Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen.
> Weltweites CO2-Budget, Wikipedia
> Pariser Klimaschutzübereinkommen, Wikipedia
Grafik: Stefan Rahmstorf – Emissions pathways consistent with the Paris Agreement.
Wieviel Restbudget und Zeit bleibt uns noch?
Seit dem Pariser Abkommen sind rund 5 Jahre vergangen. Die bislang umgesetzten und geplanten Maßnahmen sind jedoch nirgends hinreichend. Die Emissionen sind in den letzten Jahren weiter angestiegen:
- Stand 1.1.2018: 420 Gigatonnen Restbudget für weltweiten CO2-Ausstoß (Aufgrund des IPCC-Berichts)
- 42 Gigatonnen CO2-Äquivalente in 2018
- 45 Gigatonnen CO2-Äquivalente in 2019
- 2020: ???
Stand Sommer 2020: Die verbleibenden rund 300 GT reichen bei unverändertem Ausstoß nur noch für rund 7 Jahre.
Im UN Emissions GAP Report Ende 2019 zeigten Wissenschaftler konkret auf, wie die Reduktionen aussehen müssen:
- Die Welt muss die Emissionen von 2020 bis 2030 jedes Jahr um 7,6 Prozent reduzieren.
- Die G-20-Staaten sind für 78 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Sie müssen (und können) ihre Emissionen prozentual schneller reduzieren als die Länder des globalen Südens.
- Die letzten Prozent sind am schwierigsten.
- Alle Länder müssen dazu 2020 ihre nationalen Klimaschutzpläne verschärfen und umsetzen.
Bis 2040 muss die Welt Klimaneutral sein – das bedeutet, dass nur so viele Emissionen übrig bleiben, wie durch Pflanzen wieder absorbiert werden.
Auszug aus Greta Thunbergs Rede Anfang 2020 in Davos (übersetzt):
“Diese Zahlen sind nicht die Meinung von irgendjemandem oder politische Betrachtungsweisen. Das ist die derzeit beste, verfügbare Wissenschaft. Und das, obwohl viele Wissenschaftler der Ansicht sind, diese Zahlen seien noch zu niedrig, es sind diejenigen, die im IPCC akzeptiert wurden […] Und warum ist es so wichtig, unter 1,5°C zu bleiben? Weil bereits bei einem Grad Menschen wegen des Klimawandels sterben. Das ist das, was die geschlossene Wissenschaft fordert: Es zu vermeiden, das Klima zu destabilisieren, damit wir die beste Chance haben, zu vermeiden, eine Kettenreaktion auszulösen, die man nicht mehr rückgängig machen kann.”
Haben wir überhaupt noch eine Chance? Ein Kommentar.
Es macht einen enormen Unterschied, ob wir 1,5, 1,7 oder 2,0 Grad, 2,5 Grad oder mehr haben werden (siehe: "Was droht uns?").
Also sollten wir jede verbleibende Chance nutzen. Oder?
Dazu müssen wir die Krise endlich als Krise behandeln. Unsere Frist läuft innerhalb der nächsten paar Jahre ab.
Krise heißt: Es kann kein "Weiter so" geben! Alle Bereiche der Gesellschaft sind gefordert, wie wohl noch nie in der Geschichte der Menschheit – Politik, Investoren, Unternehmen, Wissenschaftler und alle Bürger.
Alle Technologien, um klimaneutral zu werden, gibt es bereits – und sie werden auch immer billiger. Mehr dazu siehe unter Lösungen.
Die Investitionen in neue Technologien kosten viel Geld, aber Geld ist an den Finanzmärkten im Überfluss vorhanden und muss nur in die richtige Richtung gelenkt werden.
Und wir wissen ja, dass die Folgen des Klimawandels um Größenordnungen teurer sein werden, als alle nötigen Maßnahmen es je sein könnten – wenn wir um einen totalen Wirtschaftszusammenbruch und einen dritten Weltkrieg herum kommen.
Die Kosten, um die Schäden aus dem Klimawandel zu kompensieren, steigen bereits Jahr für Jahr an – ob zur Kompensation von Ernteausfällen, im Gesundheitswesen, in der Waldwirtschaft oder in der Katastrophenvorsorge.
Wir müssen unsere Wirtschaft umbauen, so dass sie auch ohne übermäßigen Konsum und maßlosen Energie- und Materialverbrauch nicht zusammenbricht.
Auch die Außen-, Entwicklungs- und Handelspolitik müssen geändert werden. Handelsabkommen können Nachhaltigkeit fördern. Frankreich belegt klimaschädliche Produkte bereits bei der Einfuhr mit einer Steuer, warum nicht die ganz EU?
Noch fließen enorme Summen in die falschen Projekte: Siemens beteiligt sich am Bau einer der größten Kohleminen der Welt in Australien. In den USA wird noch der letzte Tropfen Öl mit enormem Aufwand aus dem Boden gequetscht, die EU baut Gas-Terminals und Pipelines und verhandelt über das Abkommen "Mercosur", das noch mehr schädliche Futtermittel- und Fleischimporte ermöglichen soll, und Deutschland zahlt Milliarden für den Weiterbetrieb dreckiger Kohlekraftwerke.
Weltweit gibt es Anzeichen dafür, dass ein Umdenken beginnt und Investitionen von schädlichen Projekten abgezogen werden. Hinter diesem Prozess müssen die Gesellschaften stehen.